Wolfgang Hocquél
Art déco
Architektur und Kunst der Goldenen Zwanziger Jahre in Leipzig
Anders als Historismus, Jugendstil und Klassische Moderne ist das Art déco trotz seiner ungeheueren künstlerischen Vielfalt oftmals nur in Fachkreisen ein Begriff. Völlig zu unrecht, denn es handelt sich um einen äußerst innovativen Dekorationsstil, der alle Bereiche der angewandten Kunst, das heißt des Kunsthandwerks, der Architektur, der Mode, des Films, der Buchgestaltung usw. erfasste. Diese westliche Kunst zwischen den beiden apokalyptischen Kriegen des 20. Jahrhunderts war stark durch französisches Modedesign und Möbelbau inspiriert. Ausgangspunkt war die avantgardistische Kunstströmung des Kubismus, die von Braques und Picasso nach 1900 in Frankreich begründet wurde. Diese Publikation will zeigen, wie sich dieser Dekorationsstil des Art déco auch in der Leipziger Architektur äußert. Dabei wird überraschend deutlich, dass das Art déco in vielen exzellenten Architekturbeispielen in unserem Alltag präsent ist. Neben den Wohnungsbauten sind es hochkarätige Einzelobjekte wie die Bonifatiuskirche in Connewitz von Theo Burlage (1929/30) oder aber das Grassimuseum von Zweck und Voigt (1925–1929). Die Auseinandersetzung mit dieser exotischen Dekorationsmode, die auf uns heute überraschend frisch und unverbraucht wirkt, eröffnet interessante Einblicke in die Ästhetik der Zeit zwischen 1920 und 1940. Sie klingt schließlich im Bau New Yorker Wolkenkratzer wie dem Chrysler Building aus. Ihre letzte Phase ist der „Streamline Style“, der den Geschwindigkeitsrausch der Zeit bedient und auf die technischen Faszinationen wie Auto, Flugzeug und Radio mit künstlerischen Mitteln reagiert. Mit der Publikation wird das Thema Art déco auf die Betrachtungsebene einer deutschen Großstadt herunter gebrochen, womit die Verankerung des Stils im ganz normalen Alltag anschaulich wird.
(Festeinband, 200 Seiten, 19 x 19 cm, 263 Abbildungen, ISBN 978-3-95415-082-3)
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