42 Jahre HGB – 24 Jahre Galerie

Ein Gespräch zwischen Matthias Kleindienst und Hans-Werner Schmidt
(Erschienen in den Leipziger Blättern Heft 72)

Hans-Werner Schmidt: Ich beginne unser Gespräch mit einer konventionellen Fragestellung. Wie sieht der biographische Fahrplan von Matthias Kleindienst aus, ist es eine DDR-Biographie in ausgeprägter Typik oder gibt es einen eigenwilligen Kleindienst-Anteil?
Matthias Kleindienst: Ohne nachträglich etwas inszenieren zu wollen, möchte ich meine Biographie als doch DDR-typisch beschreiben. Und damit meine ich auch die Umwege und Brüche, die gegen einen linearen Lebensweg stehen, aber doch, gerade in der Rückschau Sinn ergeben. Hierzu einige Stichworte: ich bin 1953 in Karl-Marx-Stadt geboren, befand mich ab 1956 im Kindergarten und es schloß sich die Schulzeit von 1960 bis 1970 an. Die Oberschule verließ ich mit Abschluß der 10. Klasse. Eigentlich war ich ein guter Schüler, besonders erfolgreich im Bänkerücken. Das heißt, wenn man eine vom Lehrer gestellte Frage als Erster beantworten konnte, dann durfte man einen neuen Sitzplatz einnehmen, also jeweils auf der vorderen Bank. Meine besonderen Stärken waren in den Fächern Chemie, hier vor allem in der 8. Klasse und Mathematik zum Abschluß. Mein Interesse am Zeichenunterricht war nicht sehr ausgeprägt.
Aber viel nachdrücklicher als die schulischen Erinnerungen sind die außerschulischen, das Spiel am Nachmittag. In unserer Siedlung Sonnenberg schien die Freiheit grenzenlos zu sein. Gartenzäune waren leicht zu überwinden, Höfe hatten offene Zufahrten und selbst die Hausflure waren nicht verschlossen. Die Grundstücke standen uns als großer Spielplatz zur Verfügung. Zudem noch der nahe Park und der Fußballplatz. Vor allem in der Siedlung konnte man „Räuber und Gendarm“ spielen, vollkommen ideologiefrei; also weder der Räuber noch der Gendarm wurden als Ordnungsverletzer oder Ordnungsmacht verstanden. So war es für mich kein Problem, aus der Rolle des Räubers in die des Gendarmes zu wechseln. Jedenfalls mein Zündblättchenrevolver war immer dabei.

Hat sich während der Schulzeit ein Berufswunsch herauskristallisiert, der weder etwas mit den Sicherheitsbehörden noch mit der Unterwelt zu tun hat?
Ich hatte früh Interesse an der Datenverarbeitung. Ich begann 1970 mit der Lehre bei VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt im VEB-Kombinat Zentronik, die ich nach 18 Monaten, ich will es vorwegnehmen, mit der Note 2 abschloß. Die Praxis im Betrieb sah zum Beispiel so aus, daß man für Buchungsmaschinen Lochstreifen herstellte, also über eine mechanische Programmierung. Elektronik kam damals kaum zum Einsatz.

Und welche Berufsperspektive ergab sich daraus?
Keine, wenn man einen logischen Aufbau im Sinne einer Weiterqualifizierung erwartet, doch dazu später. Erst einmal kam der Militärdienst in der Nationalen Volksarmee in den Jahren von 1972 bis 1974. Nach dem Grundwehrdienst fand ich mich in einer Aufklärungseinheit, die in Erfurt stationiert war. Meine Aufgabe war es, Einschlagslöcher von Übungsgranaten zu vermessen. Die Dimension der Einschläge wurde von Ort mittels Schall ausgemessen. Diese Daten habe ich dann, in einem Fahrzeug abgeschirmt, auf Reißblätter übertragen. Einmal im Jahr wurde eine Rakete abgeschossen. Auch dieser Krater wurde vermessen, was dann etwas Besonderes war.
Ich möchte hier nicht betonen, daß ich all dies ohne große Begeisterung erledigt habe. Mich in Renitenz zu stilisieren, liegt mir nicht. Aber es ist dann doch passiert. Ich hatte es zum Gefreiten geschafft und wurde zum einfachen Soldaten degradiert. Ich hatte einen Schraubenschlüssel auf eine Autobatterie fallenlassen mit der Folge des Fahrzeugtotalschadens.

Was machte der Mechaniker für Datenverarbeitungen und Büromaschinen, dem man eine solche Ungeschicklichkeit nicht zutraut, danach?
Ich fand eine Anstellung bei der Gebäudewirtschaft der Kommune Karl-Marx-Stadt. In einer Außenstelle war ich für circa hundert Straßen und tausend Häuser zuständig. In meine Sprechstunde kamen die Mieter mit ihren Beschwerden. Hier war eine Dachrinne defekt, dort das Waschbecken im Badezimmer. Die Liste der Reparaturanträge war lang und die Leute brachten schon die notwendige Geduld mit. Meine Aufgabe war es, die Reparatur zu organisieren, was angesichts der Mangelwirtschaft ein schwieriges Unternehmen war.
Richtig an die seelische Substanz ging aber ein anderer Aufgabenbereich. Angesichts hoher Mietrückstände mußte ich die Mieter aufsuchen. Das waren oft tränenreiche Begegnungen, es wurde mir aber auch manchmal Prügel angedroht. Zunehmend schwierig wurde es, die in Frage kommenden Mieter anzutreffen. Oft wechselten diese in gegenseitiger Absprache die Wohnungen, ohne daß die Mietverträge geändert wurden. Also der Vermieter, die Stadt, verlor so den Überblick wer wo wohnte. Nach einem Jahr war für mich damit Schluß.

Was macht ein Mann aus dem Facility-Bereich, so würde man das heute nennen, nach dieser Erfahrung?
Ich habe in der Buchhandlung „Buch-Dienst Karl-Marx-Stadt“, einer Fachbuchhandlung, bei der ich auch als Vertreter für den Diez-Verlag arbeitete, das heißt ich war mit dem Buchsortiment viel im Umland unterwegs. Am liebsten habe ich Bibliotheken aufgesucht. Da gab es finanzielle Mittel für Ankäufe, gleich für mehrere Exemplare. Die konnte man dann vor Ort an verdiente Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verschenken, so zum Beispiel zum Weltfrauentag.
Und die begleitende Lehre führte mich dann nach Leipzig, in die Buchhändlerschule in die Goldschmidtstraße. Man lernte über den Buchhandel und das Bibliothekswesen, bekam Literaturunterricht, mußte aber die Unterweisungen in Marxismus-Leninismus mitnehmen.

Das heißt, du führtest eine Pendel-Existenz zwischen Karl-Marx-Stadt und Leipzig?
Ja, aber ich hatte noch keinen Bezug zu Leipziger Künstlerkreisen. Als mein Chef, Frieder Künzel, zu dem ich ein kollegiales Verhältnis hatte, die Friese-Buchhandlung in Karl-Marx-Stadt übernahm, änderte sich das Arbeitsklima. Eigeninitiativen wurden skeptisch beäugt und als mein damaliger Chef einen Ausreiseantrag stellte, er zudem verhaftet wurde, habe ich das Unternehmen „Buchhändler“ abgebrochen.

Datenverarbeitung, Gebäudemanagement, Buchhändlerlehre, wie orientierte man sich beruflich in einem Staat, der offiziell keine Arbeitslosen kannte?
Mein Freund aus Kindheitstagen, Andreas Wachter, half mir weiter. Wachter hatte die Eigenschaft, die der Sachse mit „fischelant“ bezeichnet. Schon als Jugendlicher hatte er etwas Intellektuelles, bewegte sich in der Gemeinde von Pfarrer Lehmann, wo man Rückversicherung in der Skepsis gegen den Staat fand und er kannte den Sammler Georg Brühl, der in Karl-Marx-Stadt eine große Jugendstil-Sammlung zusammengetragen hatte. Bei Besuchen nahm Wachter mich mit.
Eine langjährige Sammelleidenschaft hatte ich auch: Briefmarken. Ich hatte einen Sammlerausweis, der mich zum Ankauf von Briefmarken berechtigte. Die DDR habe ich fast komplett, ausländische Marken kaum; hier mußte man schon einen Brief aus dem Ausland ergattern und die Marke dann vom Umschlag lösen. Ich konnte schon behutsam mit Kleinteiligem umgehen. Das alles erlaubte aber keinen Vergleich mit einem Sammler wie Brühl, der umtriebig als freier Autor sein Leben bestritt. Heute wundere ich mich, daß man nicht nachfragte, unter welchen Umständen er diese Sammlung zusammentrug.
Aber zurück zu Andreas Wachter. Der studierte zu meiner Leipziger Einstiegszeit an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Volker Stelzmann, mit dem er, wie auch mit Ulrich Hachulla, befreundet war. Als an der Hochschule eine neue Stelle geschaffen wurde, nämlich für einen „technischen Mitarbeiter“ im Bereich „Hochdruck“, was damals vornehmlich Holzschnitt war, veranlaßte Wachter, daß ich mich bei Karl-Georg Hirsch vorstellen konnte, der im Professorenamt diese Werkstatt leitete. Das Gespräch zwischen Hirsch und mir fand zwei Fortsetzungen; ich betone, ohne daß diese Stelle ausgeschrieben war – und ich bekam sie unter der Bedingung einer halbjährigen Probezeit. Das war im Oktober 1976, also zu Beginn des Wintersemesters.

Welche Organisation, welche Arbeitsfelder fandst Du vor, welchen Charakteren bist du damals begegnet?
Die Hochdruckwerkstatt wurde von Karl-Georg Hirsch geleitet. Die Tiefdruckwerkstatt, also die Radierung, von Ulrich Hachulla, die Flachdruckwerkstatt von Rolf Münzner und die Siebdruckwerkstatt wurde von Rolf Franke geleitet. Diese Organisationsform, seit den frühen 50er Jahren bestehend, kam erst mit der Jahrtausendwende in Folge von Emeritierungen zu ihrem Ende.
Meine Aufgabe war es, die Maschinen zu warten. Wunderbare Maschinen, wie Kniehebelpressen von den Leipziger Firmen Krause und Hogenforst. Mit denen arbeiten wir noch täglich, obwohl sie mehr als hundert Jahre auf dem Buckel haben. Die Zuverlässigkeit dieser Maschinen hat die Existenz der Firmen längst überdauert. Neben den Wartungsarbeiten mußte ich die Holzstöcke und das Papier besorgen, jeweils über die HGB-Beschaffungs-Koordinierungsstelle. Wir hatten damals eine beschränkte Auswahl, aber es gab keine Engpässe, und es war nicht so wie bei den Malern, also bei den Studenten, für die Leinwände oft unerreichbar waren.
Dann, ganz wichtig, die Betreuung der Studenten im Arbeitsvorgang. Mein Part war anfangs der, beim Schnitt und beim Druck zur Seite zu stehen, also die technische Seite zu betreuen, während Karl-Georg Hirsch das künstlerische Korrekturgespräch führte. In der Rückschau bleibt die Erinnerung an einen kollegialen Umgang, auch unter den Werkstatt-Professoren.

Die Leipziger Kunstakademie heißt seit 1947 „Hochschule für Graphik und Buchkunst“, doch seit den 1970er Jahren dominieren die Maler, vor allem in der Außenwahrnehmung. Ich denke an deren Präsenz, das Leipziger „Dreigestirn“ mit Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke, auf der documenta 5 in Kassel 1977, ihren journalistische Fürsprecher Eduard Beaucamp in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und die Ankäufe von Peter Ludwig, der eben die Malerprofessoren, vor allem Berhard Heisig aber auch Sighard Gille in ihren Ateliers besuchte und Ankäufe tätigte. Mußten sich die Werkstattprofessoren nicht zurückgesetzt fühlen?
Ich glaube, daß die geringere Wertschätzung, gerade durch einen Sammler wie Peter Ludwig keinen Anlaß zu einer Neiddebatte gab. Über den staatlichen Kunsthandel war man auch auf dem westdeutschen Kunstmarkt vertreten und Westreisen wurden ebenso genehmigt, – auch Hachulla, Hirsch und Stelzmann, die nicht in der Partei waren. Natürlich wurde in mancher Teerunde gemeckert, aber zum offenen Konflikt ist es nie gekommen. Man mußte dennoch aufpassen, denn der „Flurfunk“ gab die Gespräche unzensiert weiter.

Also ein Arbeitsklima, daß man mit einer Nischenkultur beschreiben könnte, die die Debatte auf öffentliche Bühne ausspart.
Die öffentliche Debatte gab es bei den Konferenzen des Künstlerbundes, die aber, so scheint es mir, nicht die alltägliche Kommunikation im Haus bestimmte. Ich habe von Anfang an die Hochschule, als „kleine Insel“ wahrgenommen. Bernhard Heisig als Rektor trat nur dann autoritär und gebieterisch auf, wenn es galt, als geschlossene HGB-Formation bei den Aufmärschen zum ersten Mai mitzumarschieren.
Denn es gab Feierlichkeiten, die wirklich mehr Spaß gemacht haben. Als Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes war ich als Kulturobmann im Bereich der HGB tätig. So habe ich organisiert die Kinderweihnachtsfeiern, die Hochschulausflüge und die Filmveranstaltungen. Die Hochschulausflüge waren bei den Professoren und den weiteren Bediensteten sehr beliebt. Das Programm sah immer Natur, Kultur und Weinverkostung vor – ob es das Reiseziel Bad Frankenhausen war, die Burg Giebichenstein in Halle oder die Gärten von Sanssouci. Ich möchte anmerken, daß diese Veranstaltungen zu Ostzeiten immer ein kollegiales Ereignis waren, nach der Wende nahm das Interesse der Westprofessoren an solchen Veranstaltung deutlich ab.

Und was ist mit den legendären Faschingsfesten an der HGB?
Die lagen nicht in meinem Zuständigkeitsbereich, die Organisation hätte mich allein auch überfordert. Man stelle sich vor: Das Rektorat verfügt die Aufhebung aller Lehrveranstaltungen für eine Woche um eben dieses Faschingsfest vorzubereiten. Die närrische Dekoration der Hochschule forderte einen hohen Einsatz – man hatte dann das Gefühl, die ganze DDR reist an, wegen der kunstvollen Ausschmückungen und des freizügigen Feierns.
Überhaupt war Geselligkeit angesagt, dafür sorgte schon der Studentenklub mit seinen Feten. Man darf aber nicht außer acht lassen, daß damals circa 120 Studenten im Semester waren, heute sind es 600. Und es gab damals in Leipzig keine studentische Kneipenkultur wie heute. Doch ich will hier keine vordergründige Harmonie und Feierstimmung beschwören.
Mein Tag war mit Arbeit voll ausgelastet. Neben der Studentenbetreuung hatte ich auch Druckaufträge zu erledigen; vor allem für Wolfgang Mattheuer und ich habe noch für Elisabeth Voigt gearbeitet. Dann hatte ich für A. R. Penck und für HAP Grieshaber zu drucken. Keiner der Künstler war dabei anwesend und mich ehrte dieses Vertrauen in den Drucker. Das Arbeitsfeld „Hochdruck“ brachte es mit sich, daß ich zum Rektor der Hochschule, Bernhard Heisig, wenig Kontakt hatte. Wenn er grafisch arbeitete, geschah dies vornehmlich in der Lithographie und der Radierung, und da hatte er seinen Vertrauensmann Horst Arloth.

Das heißt, auch die Malerprofessoren wußten die Werkstätten wertzuschätzen.
Ich denke schon, auch wenn sie einer unterschiedlichen künstlerischen Praxis nachgingen. Vor allem sind es Wolfgang Mattheuer und Rolf Kuhrt, der einer Grafikklasse vorstand, gewesen, die gerade den Hochdruck in Anspruch nahmen. Und was die Studenten anbetrifft: Der Kurs war für ein Semester zu belegen, ich arbeitete dann mit sieben bis acht Leuten zusammen, von denen immer zwei bis drei im Holz hängenblieben. Ich war meist bis 22 Uhr in der Werkstatt, was im Winter die positive Folge hatte, der kalten Wohnung zu entfliehen.

Wie kam der Druckauftrag für HAP Grieshaber zustande, jener Ikone des Holzschnitts?
Hier war es die Vermittlung des in Leipzig ansässigen Reclam-Verlages, vor allem durch den Verlagsleiter Hans Marquardt. Diese Arbeit brachte es mit sich, daß ich 1988 und 1989 in den Westen reisen durfte, um mir die großformatigen Holzschnitte von Grieshaber in süddeutschen Sammlungen anzuschauen.

Gab es nach der Rückkehr aus dem Westen einen Austausch der Eindrücke?
Schon, aber eher in den Teerunden. Eigentlich überwogen dann die positiven Eindrücke. Und zum Positiven trugen dann die mitgebrachten Schallplatten bei, die in der DDR nicht zu erwerben waren. Ich glaube, die Schattenseiten des „Goldenen Westens“ wollte man damals nicht wahrnehmen.

1989, ab September formierte sich im Rahmen der Montagsdemonstrationen zunehmend der Widerstand gegen den Staat auf der Straße und auch der Ausreisewille wurde lautstark artikuliert. Was sagten die Teerunden dazu?
Seit Mai 1989 wurde in den Teerunden offen ausgesprochen, daß die DDR keine Überlebenschance hat. Vor allem Gorbatschows Reden wurden diskutiert. Niemand hatte noch eine Disziplinierung zu befürchten. Außen vor bei diesen Gesprächen waren die Lehrkräfte, die die Theorie des Marxismus-Leninismus vertraten. Aber fischelant, wie auch die waren, haben da bereits andere Weichenstellungen stattgefunden.

Ich habe hier ein Band aus der Reihe „DuMont aktuell“ zur Hand. 1968 erschienen unter dem Titel „Das politische Plakat und der Aufstand der französischen Studenten“. Darin sind die politischen Programme der Kunsthochschulen abgedruckt, und in einer Auswahl 254 Plakate, die vor allem in Paris an den Hauswänden zu sehen waren. Die Druckwerkstätten der HGB hätten doch im Herbst 1989 zu Hochform auflaufen können, um die Forderungen zu gestalten.
Nein, überhaupt nicht. Man war gewohnt, politische Sichten mit subtiler Kritik in die Bilder einzubauen. Vielleicht war das Thema „Kunst als Waffe“ auch negativ besetzt. Man ist vereinzelt zu den Montagsdemonstrationen gegangen. Bernhard Heisig als Rektor verhielt sich neutral.

Wie kann man sich das Klima in der Nachwendezeit an der HGB vorstellen?
Es gab viele Abwesenheiten, sowohl bei den Professoren, als auch bei den Studenten. Die Aktivitäten bezogen sich auf Westreisen.
Die Evaluierung der Hochschule stellte den Werkstattbereich nicht vor kritische Fragen. Hier lief alles kontinuierlich weiter.
Alle in der HGB Tätigen mußten eine Erklärung ausfüllen, in wie weit man sich gegenüber dem Ministerium für Staatssicherheit verpflichtet hat – und dies zwei mal. Die hausinterne IM-Debatte hat natürlich für Unruhe gesorgt. Die Betroffenen sind von selbst gegangen – im Sekretariatsbereich und in der Studentenschaft. Es sind nur wenige gewesen. Arno Rink als Rektor und Karl-Georg Hirsch als Prorektor haben in dieser Zeit unaufgeregt moderierend die Hochschule geleitet. Die Veränderungen und ein anderes Klima kamen dann erst schrittweise in den 90er Jahren.

Die Hochschule für Grafik und Buchkunst bestand 1990 seit 226 Jahren und ihren Namen, der eben die Grafik und die Buchkunst im Schilde führt, also hier die altertümliche Bezeichnung für den Markenkern, den trug sie seit 1947; ein Name, der für ein Programm steht, – der aber durch die Malerei, will sagen die „Leipziger Schule“, seit den 70er Jahren nicht mehr mit Alleinvertretungsanspruch formuliert werden konnte. Also war es dann nicht konsequent, in einer Umbruchsituation über einen neuen Namen für die Institution nachzudenken?
Mit dem Rektorat von Ruedi Bauer, das sind die Jahre 1997 bis 1999, nahm diese Debatte richtig Fahrt auf. Forum dafür war der Senat. Nach der Evaluierung und den Umstrukturierungsprozessen seit 1990 kamen allein bis 1993 28 neue Professoren und Professorinnen. Die fotografische Abteilung formulierte ein neues Selbstverständnis, bezogen auf die Eigenwertigkeit des Mediums Fotografie, und aus einer Medienwerkstatt entstand die eigenständige Fachrichtung Medienkunst, wo man sich ab 1993 immatrikulieren konnte. Und folgerichtig wurde, um die Internationalität der Hochschule zu betonen, die mögliche Bezeichnung „Academy of New Media“ oder „Leipziger Hochschule für Kunst und Medien“ diskutiert – alles vor dem Hintergrund, Hierarchien und fragwürdige Aufteilungen wie zwischen „freien Künstlern“ und „Angewandten“ aufzuheben.
Und Bauer schuf Fakten mit dem „audiovisuellen Labor“, wobei ich glaube, daß er sich für die klassischen Werkstätten wenig interessiert hat. Dort ging alles seinen Gang parallel zu den Diskussionen. Und das Interesse an den Werkstätten war groß. Studenten aus dem Westen kamen gerade wegen der traditionellen handwerklichen Ausbildung – und sie malten wie Tim Eitel aus Baden-Württemberg, Christoph Ruckhäberle aus Bayern, David Schnell und Matthias Weischer aus Nordrhein-Westfalen: Junge Künstler, für die bald das Label „Neue Leipziger Schule“ gefunden wurde, wobei man Sighard Gille und Arno Rink zu deren Vätern erklärte. Eigentlich repräsentierte sich mit diesem Erfolg die Schule in einem klassischen Bild, dem der Malerei, von dem sich die neuen Kräfte eigentlich trennen wollten.
Ich spürte, daß es trotz dieses Erfolgs, des guten Rufes unserer Schule, zwischen den alten Ostlehrkräften und den neuen aus dem Westen keine freundschaftliche Beziehung geben würde. Die Abneigung, die sich eher in Vorbehalten und Unsicherheit darstellte, wurde aber nie offen ausgesprochen. Ich glaube, viele haben sich daran gestört, daß die meisten Neuzugänge, Leipzig immer als zweiten Wohnsitz praktizierten und die Präsenz in der Hochschule und auch im Kulturleben Leipzigs sehr beschränkt waren. Der Rektor Arno Rink bewies dabei moderierende Kraft und hatte wirklich ein gutes Auskommen mit Astrid Klein und Timm Rautert, also doch mit einer Vertreterin der eher experimentellen Kunst und mit einem Vertreter der Fotografie.

Ich ergänze: Jochen Gerz, der nur ein Semester HGB tätig war, erklärte mir, daß er nicht an einer Kunstakademie lehren könne, wo es schon auf den Fluren nach Terpentin riecht, hier sei man total aus der Zeit gefallen; aber Arno Rink bezeichnete er als feinen Menschen.
Und es kamen immer mehr Studenten und die Verschulung des Studiums nahm zu. Vor 1990 dauerte ein Werkstattkurs ein Semester. Im nächsten Semester besuchte man dann einen weiteren Kurs in einer anderen Technik. Heute müssen die Studenten Scheine in vier Kursen nachweisen, und ein Kurs dauert nur noch 6 Wochen. Das bereitet dem Kursleiter große Probleme, wenn er jeden einzelnen Studenten intensiv betreuen möchte. Dabei sind die Aussagen aus dem Rektorat immer eindeutig gewesen: die Werkstätten, und vergessen wir nicht die Buchbinderei, die Druckerei, die Schlosserei und die Tischlerei haben einen hohen Stellenwert in der Ausbildung der HGB – so auch der neue Rektor Thomas Locher.
Doch mit der Emeritierung von Hachulla, Hirsch und Münzner sind die Fachprofessuren für die einzelnen grafischen Techniken abgeschafft worden. Vielleicht kann man Fritz Best noch als Nachfolger von Karl-Georg Hirsch bezeichnen, er ging aber nach drei Jahren wieder. Kathrin von Maltzahn war interdisziplinär für die Werkstätten zuständig und arbeitete Projektorientiert, aber auch nur für drei Jahre. Heute ist Maix Maier Projektbetreuer, Oliver Kossak betreut die Grafikklasse, so wie früher Rolf Kuhrt, mit dem Schwerpunkt Holzschnitt und Lithographie. Stefan Guggisberg und Gabriela Jolowichz sind zwischen Professoren und Werkstattleitung tätig, für die Radierung und den Siebdruck. Das heißt rückblickend in meinen 42 Jahren als Werkstattleiter habe ich in den letzten zehn Jahren in schneller Folge neue Strukturen und Kollegen kennengelernt. In der alten Struktur vermittelte jeweils ein Professor in einer künstlerischen Technik Orientierung. Heute ist das Angebot viel differenzierter, auch was die Orientierung der Lehrkräfte anbetrifft. Darunter leidet vielleicht die persönliche Beziehung. Aber man ist nicht von einer Lehrerautorität abhängig und man muß sich viel mehr einen Kopf machen, wie man das Angebot für seine künstlerischen Ziele nutzt. Und meine offizielle Bezeichnung hat sich geändert. Der technische Mitarbeiter ist jetzt auch lehrtätig.

Ich möchte hoffen, daß diese Kompetenzerweiterung sich auch in den Bezügen niederschlägt. Das leitet zu einer weiteren Frage über, bezogen auf das Selbstverständnis des Druckers. Bis ins 19. Jahrhundert war es üblich, am unteren Rand des Blattes Angaben über die Autorenschaft zu machen, so auch „imp“, also impressit, gedruckt von; und man denke an die Lithographen im Umfeld von Matisse, Picasso, Léger und Braque – ich erwähne hier Jacques Villon – das sind Meister ihres Faches mit starkem Ego gewesen.
Das ist heute unüblich geworden. Es gibt auch heute keine Grafiktheoretiker mehr, die den Druck zum mythischen Ereignis stilisieren oder gar im Drucker den Geburtshelfer sehen. Ich habe mich ganz zurückgenommen. Bis 1997. hat Annelise Hübscher die Kunstgeschichte an der HGB vertreten. Dafür gab es keine Fortführung. Bis 2012 habe ich meine Kurse mit einer theoretischen Einführung begonnen, also der Holzschnitt von Albrecht Dürer bis Erst Barlach, bis Wolfgang Mattheuer. Ich spürte das deutliche Desinteresse der Studenten, auch weiß kaum noch einer, wer Wolfgang Mattheuer war, der 1947 an der Hochschule als Student begann und von 1953 bis 1974 hier als Lehrer wirkte.
Also kriegt jetzt jeder ein Stück Holz, das Werkzeug – und dann wird gedruckt, ohne jede weitere Vorbereitung. Das kann auch ein Ansatz sein. Denn dann erfolgen die Gespräche: was ist passiert, wo sind die Schwächen, wo sind die Stärken des entstandenen Druckes, was war beabsichtigt, was ist erreicht worden? Das heißt, das Experiment steht im Vordergrund und dieses Experimentelle, Unvorhersehbare, gibt es nicht nur in der Radierung, wo die Säure nicht in Gänze steuerbar ist. Arloth war hier der kongeniale Partner von Heisig. Im Holz kann man auch experimentieren. Das fängt schon damit an, ob man die Farbe mit der Walze oder mit dem Pinsel auf den Druckstock aufträgt, ob man die Oberfläche collagiert und welche Instrumente man einsetzt bei der Oberflächengestaltung. Nur einmal ist mir hier eine Grenze aufgezeigt worden. Ein Student wollte ein Luftgewehr einsetzten. Das konnte ich nicht über den Ankaufsetat der Hochschule ermöglichen. Dafür kannte ich einen Umweg.

Eingedenk dieses Gespräches und vor allem, wenn ich dich in der Werkstatt erlebe: Ist Matthias Kleindienst der „väterliche Freund“?
(zögert) Ja.

Nach 42 Jahren als Werkstattleiter des Hochdrucks, gibt es eine Prognose?
Ich verspüre in der Breite ein Nachlassen der Leidenschaft. Die Großzahl der Studenten, die Verschulung des Studiums – und auch die spürbaren Vorbehalte der Medienkunst gegenüber unseren archaisch wirkenden Techniken haben zur Folge, daß immer weniger im Holz hängenbleiben. Auch die frühe Kunstmarktorientierung der Studenten ist der eignen Arbeit nicht förderlich. Aber ich will kein Negativ -Szenario beschreiben. Es gibt Ausnahmen, und die mit internationaler Anerkennung. Christiane Baumgartner ist eine Liga für sich mit ihren Riesenholzschnitten, die sind in der Albertina in Wien und im MoMa in New York präsent. Man denke an den Lubok Verlag in der Regie von Christoph Ruckhäberle, dessen Publikationen zwischen Buch und Edition rangieren, und dies im Linolschnitt.

Das MoMa hat 2011 einen Bildband herausgegeben unter dem Titel „What is a Print?“, und dort ist alles aus der eigenen Sammlung versammelt von Edvard Munch bis Robert Rauschenberg – und auf dem Titel des Buches ist ein Linolschnitt von Christoph Ruckhäberle.
In der Tat, es gibt die grandiosen Ausnahmen, gegenläufig zum Trend. Ich erwähne hier Sebastian Speckmann und Benjamin Dittrich, die sich ganz dem Linolschnitt verschrieben hat. Man muß solchen Qualitäten und Intentionen früh erkennen und fördern.

Matthias Kleindienst ist auch als Grafikfreund außerhalb der Hochschule tätig gewesen. 1984 erhieltest du von der Zentralen Gutachterkommission Bildende Kunst beim Ministerium für Kultur die staatliche Zulassung für eine Honorartätigkeit auf dem Gebiet des Grafikhanddrucks. Verbunden war diese Zulassung mit der Auflage, nur für die Hochschule und Mitglieder des Verbandes Bildende Künstler zu drucken.
Zusammen mit Karl-Georg Hirsch hatte ich 1981 die Idee, Editionen herauszugeben. Die Grafik in der DDR erfreute sich großer Nachfrage. Auch Leipzig als Stadt der Literatur war hier interessant. Wir nahmen Texte auf von Thomas Böhme, Kerstin Hensel, Dieter Hoffmann, Peter Gosse, Manfred Jendryschik und Christoph Wielepp.

Das Unternehmen hieß „Edition m“. Ich denke „m“ steht für Matthias, und so schlägt sich Druckerstolz auch nieder.
So kann man es sehen. Und das Erstaunliche war: wir haben diese Edition nicht über den staatlichen Kunsthandel vertrieben und es gab auch keine Druckgenehmigung für die Texte. All dies in einer Auflage von dreißig Exemplaren, die wir privat verkauft haben. Insgesamt sind so 10 Mappen entstanden, auch mit Künstlern aus Dresden und Berlin. Ich war für die Künstlerbetreuung zuständig, während Karl-Georg Hirsch die Sammlerkontakte hergestellt hat. Dr. Dieter Gleisberg, damals Direktor des Museums der bildenden Künste, war auch ein treuer Kunde. Die Edition „m“ gab es von 1981 bis 1999. Künstler der ersten Stunde waren Hirsch, Libuda, Mattheuer, Stelzmann und Wahle. Angegliedert war die Buchreihe „Signum“ mit circa 100 Büchern.
Doch nach der Wende erlebte der Grafikmarkt in der DDR eine rückläufige Tendenz. Es gab andere Orte, um Kunst zu kaufen – und überhaupt die Möglichkeit, sein Geld ganz anders auszugeben.

Das bot auch die Chance für einen Neuanfang.
Mein neues Projekt hieß „Galerie“. Im April 1994 bekam ich wiederum die Genehmigung für eine Nebentätigkeit, dieses Mal ohne Umweg über ein Ministerium. Hier reichte die Unterschrift der Kanzlerin der HGB. Meine Galerieräume befanden sich 1993 in der Nonnenstraße und ich zeigte Wolfgang Mattheuer, den Künstler, der meine Dienste über viele Jahre in Anspruch genommen hatte. Als Eröffnungsredner trat Klaus Honnef vom Rheinischen Landesmuseum Bonn auf, eigentlich im Westen der Fachmann für die Fotografie. Man war gegenseitig aufeinander neugierig. 1999 erfolgte der Umzug in die Grassistraße und 2005 auf die Spinnerei. Die erste Ausstellung dort war Christoph Ruckhäberle mit Malerei vorbehalten. Wie schon in der Grassistraße widmen wir uns ganz der jungen Leipziger Kunst, mit Ausnahmen wie Dietrich Burger oder Walter Libuda. Ich vermeide die unmittelbare Korrespondenz mit meiner Tätigkeit an der HBG im Hochdruck. Also überwiegend Malerei und viel Fotografie, vor allem aus der ehemaligen Klasse von Timm Rautert.

Resultieren aus dieser Paralleltätigkeit an der Hochschule und in der Galerie Konflikte?
Ich mache die Erfahrung, daß 70 Prozent der Studenten in meinen Kursen gar nicht wissen, daß ich eine Galerie betreibe. Auch wenn Studenten und Studentinnen ihre Diplom- oder Meisterprüfung in einer Galerie auf dem Spinnereigelände ablegen, sehe ich daran nicht das Hecheln nach dem Kunstmarkt. Ich betrachte das unter dem Gesichtspunkt eines dualen Ausbildungssystems. Das eigene Werk in einer Ausstellung öffentlich zu präsentieren, auch vor großem Publikum Rede und Antwort zu stehen, ist eine wichtige Erfahrung für die spätere Berufspraxis, eben außerhalb der Hochschule.

In Kürze hört es mit der Dualität im Leben von Matthias Kleindienst auf und es droht auch nicht mehr die Gefahr, von einer Messe ausgeschlossen zu werden mit dem Argument seitens der Messeleitung, der Drucker Kleindienst sei ja nur ein Hobbygalerist.
Du gibst ein ganz wichtiges Stichwort. Ohne Messepräsenz von Basel bis Miami könnten wir wirtschaftlich nicht existieren. Das setzt hohe Investitionen voraus und auch großes persönliches Engagement, das vor allem mein Geschäftspartner Christian Seyde auf den amerikanischen Markt bringt.

1968 gab es in Köln die Messe „Ars Multiplicata“, die mit einem Grafikangebot in hohen Auflagen antrat unter der Parole „Demokratisierung der Kunst“, was die Direktoren der klassischen Kupferstichkabinette auf den Plan rief, die den Verlust der Kennerschaft und den Run auf technische Novitäten beklagten.
Der Grafikmarkt ist nach wie vor ein spezieller. Heute treffen wir hier auf junge Käufer, Ärzte, Architekten, Rechtsanwälte, die über begrenzte finanzielle Mittel verfügen. Es gibt auch die Entscheidung für Grafik, weil in der Malerei die Großformate dominieren und häusliche Flächen begrenzt sind. Seit 50 Jahren hält der Trend an, eher Kunst für die Wand als für die Mappe zu kaufen. So kann der Grafikkauf ein Einstieg für Größeres sein. Der klassische Grafiksammler, der das grafische Oeuvre eines Künstlers oder einer Künstlerin komplett sammelt und immer die Nummer Eins der Abzüge haben möchte, vielleicht auch ein Artist Print mit Widmung, der dann bei besonderen Gelegenheiten aus der Schublade geholt wird, ist äußerst selten geworden. Ich sehe die Grafikentwicklung dennoch positiv. Mein ehemaliger Mitarbeiter Ulrich Thaler betreibt als Nachbar die Grafikhandlung gleichen Namens.

Leipzig – Stadt der bildenden Kunst – ein Geschäftsmodell?
Muß man unter zwei Gesichtspunkten sehen. Die Galerien auf der Spinnerei genießen einen guten Ruf und finden bei den Rundgängen viel Zuspruch. Aber: hier in Leipzig gibt es zehn Galerien, in Berlin viel mehr als hundert oder man denke an die Galerien mit langer Tradition in München und im Rheinland mit einem über Jahrzehnte gewachsenen Käuferstamm. Unsere Kunden, von denen wir leben, leben überwiegend nicht in Leipzig. Doch wir arbeiten daran, Sammler vor Ort für unsere Künstler zu interessieren. Dennoch sind Messen für uns so wichtig. Es ist schön, im Merian-Führer Leipzig erwähnt zu werden, das ist aber keine Orientierung für große Sammler und unsere Rundgänge sind keine Pflichttermine für internationale Kuratoren.

Das gibt uns welchen Ausblick?
Wir werden uns weiter zwischen Leipzig und Miami bewegen, den Kontakt zur Hochschule halten und immer wieder junge Künstler präsentieren, nicht nur auf der Spinnerei, sondern auch im Salon Käthe in der Käthe-Kollwitz-Straße; unserem Projektraum, wo wir einen Film von Uwe Walther zeigen, Fotos von Joachim Brohm zur Kirche St. Trinitatis von Schulz und Schulz – oder für Grafikenthusiasten Arbeiten von Jennifer König und Benjamin Dittrich.
Und ich werde mich daran erfreuen, demnächst nicht mehr morgens um acht Uhr in der Werkstatt die Maschinen einrichten zu müssen, statt dessen werde ich für das Galeriegeschäft meine Fremdsprachenkenntnisse erweitern und mich am Computer schulen – in der Hoffnung, mit meiner neuen Galeriepräsenz meinem Geschäftspartner Christian Seyde nicht auf die Nerven zu gehen.

„Matthias Kleindienst war über all die Jahre für mich an der HGB ein sehr wichtiger Gesprächspartner. Dort werde ich ihn vermissen. Ich bin froh, daß ich seiner Leidenschaft für die Kunst, insbesondere für die Graphik und die Kunst auf Papier, sowie seinem offenen Blick für neue künstlerische Positionen, auf der Spinnerei in seiner Galerie, weiterhin begegnen werde.“

Dr. Jeannette Stoschek
Leiterin Grafische Sammlung
Stellvertretene Direktorin Museum der bildenden Künste Leipzig

„Ich denke viele an der HGB werden ziemlich traurig sein, daß Matthias sie verlassen wird. Sie werden nicht nur seine Dienste vermissen mit seinem guten Gespür und Auge in der Kunst, sondern auch sein Herz am richtigen Fleck und seinen Schalk im Nacken.“

Corinne von Lebusa
Künstlerin

„Wir sind seit 40 Jahren Kollegen. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt im gegenseitigen Respekt. Als Werkstattleiter im Holzschnitt hat er immer wieder besondere Studenten gefördert und sich für außergewöhnliche Talente eingesetzt. Leider ist das in den letzten Jahren seiner Tätigkeit zu wenig gewürdigt worden. Was meiner Meinung nach auch zu seinem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Hochschuldienst führte. Das tut unserer Freundschaft keinen Abbruch. Diese Freundschaft hat auf jeden Fall auch mein Leben positiv beeinflußt und geprägt“

Wolfgang Alberti
Werkstattleiter Tischlerei HGB